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Gibson Brands Forums

Label unbekannt


blueeye

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Hallo Freaks,

 

ich kaufte eine gebrauchte Gitarre von Gibson mit "Truss Rod Cover Blank", das heißt, es ist keine Bezeichnung vorhanden wie z.B. 'Standart', 'Deluxe', '60', 'Studio'...

Auf dem Kopf ist lediglich der Aufdruck "Les Paul Model" vorhanden, in den Mechaniken ist vertikal "GIBSON DELUXE"" eingraviert. Ich habe Gibson mehrfach angemailt und erhalte leider keine Antwort.

Auf http://www.guitardaterproject.org/gibson.aspx habe ich folgende Daten per Seriennummer erhalten:

 

Guitar Info

Your guitar was made at the

Nashville Plant, TN, USA

August 25th, 2007

Production Number: 117

 

Kann man daraus Rückschlüsse über das Modell schließen?

 

Grüße, dermartine

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Servus und willkommen in diesen großartigen Foren! [thumbup]

 

Gratulation zu Deiner schönen Les Paul-Gitarre. [thumbup] Sie sieht wundervoll aus! [wub]

 

Viele Les Paul-Gitarren haben ab Werk blanke Halsstabmutter-Abdeckungen. Ich habe sogar die gravierten mit einer Ausnamhme gegen blanke ausgewechselt, egal ob Standard, Traditional, SG, S-G, L6S oder L6-S draufstand. Mir ist blank lieber, und ich erkenne meine Instrumente auch so! [biggrin]

 

Wenn Du eine E-Mail mit der Seriennummer und einigen Detailfotos an Gibson sendest, bekommst Du üblicherweise eine Antwort, aber es kann ein bisschen dauern. Die angehängte Datenmenge ist auf 2 GB bechränkt, soweit ich weiß. Für uns hier zuständig ist Gibson Europe in den Niederlanden.

 

Nahaufnahmen wären hilfreich, aber fürs Erste habe ich den Eindruck, es könnte sich um eine Les Paul Classic handeln. Diese hätte einen 496R als Halstonabnehmer und einen 500T als Stegtonabnehmer. Ersterer hat einen Keramikmagneten, letzterer drei. Du könntest die Polabstände messen; zwischen den Mittelpunkten der beiden E-Saiten-Polschrauben liegen beim "R" etwa 49 mm, beim "T" etwa 52 mm. Alle PAF-ähnlichen Tonabnehmer sind wie "R"s gebaut und haben 49 mm auch in Stegposition. Darüber hinaus haben sie ausnahmslos AlNiCo-Magnete. Ansichten der Tonabnehmer-Unterseiten helfen sehr bei der Typbestimmung, daneben Messungen der Gleichstromwiderstände.

 

Frühe Les Paul Classic-Modelle haben ABR-1-Brücken und Nickel-Hardware. Teilweise steht "Les Paul CLASSIC" statt "Les Paul MODEL" auf der Kopfplatte, wobei Letztere ab Werk zeitweise eine Halsstabmutter-Abdeckung mit dem Aufdruck "Classic" bekamen.

 

Leider bin ich kein Les Paul Classic-Spezialist, aber in Person von pippy aus London haben wir einen großen Les Paul- und besonders auch Les Paul Classic-Experten im Forum. Eine englischsprachige Post im Les Paul-Subforum könnte helfen, vielleicht mit ein paar Fotos mehr. Viel Glück!

 

Wenn Du Tips für Messungen brauchst, schicke einfach eine Rückfrage hierher.

 

Viele Grüße

 

capmaster

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Hallo capmaster,

 

vielen Dank für die schnelle Antwort! [thumbup] Ich werde mal ein paar Nahaufnahmen machen. Gerne würde ich auch wissen (das Baujahr ist ja bekannt), welche Hölzer und welche Tonabnehmer genau verbaut sind, um ein vollständiges, klares Bild von dem zu haben, was sich da so herrlich bespielen lässt. Nach einem kurzen Bildvergleich im Web könnte Classic tatsächlich passen, sagt mir aber immer noch nichts aus über die verwendeten Materialien und technische Angaben.

Vll. kommt ja doch noch was von Gibson... :)

 

Grüße, dermartine

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Servus dermartine,

 

die Hölzer sind Mahagoni für Korpus und Hals sowie Ahorn für die Decke. Welche der beiden in Frage kommenden Mahagoniarten verwendet wurd, ist im Einzelfall schwer zu klären. Der Ahorn, fast zu schön für eine Classic, die ein Plain Top haben sollte, dürfte Zuckerahorn oder hard maple sein, da Oregon maple, auch als Western maple bekannt, von Gibson nur "flat sawn" für quilt tops (Wölkchenahorn-Decken) verwendet wird.

 

Wie vorhin schon erwähnt, mit ein paar Messungen und Ansichten von unten lassen sich Gibson-Tonabnehmer gut identifizieren.

 

Viel Spaß weiterhin beim Spielen. Ich finde die Bespielbarkeit von Les Paul-Gitarren übrigens auch einsame Klasse!

 

Viele Grüße

 

capmaster

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Hallo capmaster,

 

nochmals dankeschön für die Informationen. Im Anhang finden sich ein paar Nahaufnahmen, die Gitarre habe ich möglichst farbgetreu abgebildet (mir fehlt gerade 'ne Graukarte...).

Das Finish dürfte Sunburst sein oder tobacco burst...?

 

Grüße, dermartine

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Mehr Fotos durfte ich nicht hochladen... [mellow]

Am besten ist, was alle hier tun: Bilder auf ein Konto bei enem Cloud-Anbieter wie photobucket hochladen und die IMG-Links in die Post kopieren, dann kommen sie ganz groß 'raus! [biggrin]

 

Die letzten Bilder sprechen weniger für eine Classic. Die Ahorndecke ist wohl zu schön dafür, und die Tonabnehmer sehen beide nach "R"-Polabständen aus, also wie PAF-Abkömmlinge. Da gab es auch 2007 schon viele: '57 Classic, '57 Classic Plus, sowie die fünf BurstBucker 1; 2; 3; Pro Neck und Pro Bridge.

 

Spannende Angelegenheit!

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Die Tonabnemhmer sind '57 Classic und '57 Classic +, was aber ebenso wie die geriegelte Decke gegen eine Les Paul Classic spricht, die mit 496R und 500T bestückt wäre. '57 Classic/'57 Classic + passen beispielsweise zu einer Traditional, was für Decke und Mechaniken auch gilt.

 

Stehen in den Tonabnehmer-Fräsungen Abkürzungen drin? Diese bezeichnen üblicherweise Modell und Ausführung. Unter dem Halstonabnehmer findet sich der Farbcode, unter dem Stegtonabnehmer der Modellcode. Letzterer enthält neben Buchstaben womöglich auch eine 5 oder 6 für 50-er- oder 60-er-Jahre-Halsprofil.

 

Dann wüssten wir genau, womit Du es zu tun hast!

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Das mit den Farbkürzeln ist - nicht nur bei Gibson - so eine Sache für sich. Sie unterliegen sprunghaften Änderungen und scheinen eher eine Angelegenheit der Werbeabteilungen als der Dokumentationsabteilungen zu sein. Mein Vorschlag zu AV ist "Antique Violinburst", aber ich bin weder Werbe- noch Dokumentationsfachmann. [biggrin]

 

Die Modellbezeichnung "LP5+" würde besagen, dass es eine Les Paul (LP) mit '50-er-Halsprofil (5) und einer besonders schönen Decke (+) ist. Wäre sie eine Standard in Werksausstattung, hätte sie eine Halsstabmutter-Abdeckung mit Prägung "Standard" - der Ausgangspunkt Deiner Frage -, gekapselte, verchromte Grover-Mechaniken und BurstBucker Pro Neck & Bridge-Humbucker mit verchromter Blechkappe.

 

Die Deluxe-Mechaniken mit stilecht eingepressten Buchsen anstatt Hohlmuttern sprechen für eine Les Paul Classic Plus, die interessanterweise mit der seit 1974 üblichen verchromten Nashville-Brücke und nicht mit vernickelter ABR-1 gebaut wurde. Allerdings wären dann 496R- und 500T-Humbucker üblich. Deshalb glaube ich, dass es sich um die seltenere Les Paul Classic Antique handelt, die zur fraglichen Zeit angeboten wurde und ab Werk '57 Classic/'57 Classic + hat.

 

Zusammengefasst: Ich vermute, Du hast eine Les Paul Classic Antique in Antique Violinburst.

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Vielen Dank für die umfangreichen Infos! [thumbup]

Unter http://profile.ultimate-guitar.com/jcaugmented/pictures/gear/592659/ gibt es ein sehr ähnliches Foto, die nennt sich aber Les Paul Classic Antique 60's neck.

Das ist ja echt 'ne Wissenschaft für sich... [blink]

Wahrscheinlich ist unter dem Stegtonabnehmer "LP6+" zu lesen. Etliche Gitarren wurden in manchen Modelljahren mit beiden Halsprofilen wahlweise angeboten.

 

Schon die serienmäßigen Instrumente verschiedener Modelljahre bilden eine schier unübersichtliche Flut. Wenn man alle Special Runs, Limited Runs und Limited Editions dazunimmt, kann das haaresträubend werden. Angesichts meiner Gibson-Raritäten kann ich etliche Lieder davon singen beziehungsweise spielen... ;)

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Hier ist ebenfalls eine Gibson Les Paul Classic Antique, allerdings mit anderen Tonabnehmern.

http://www.lespaulforum.com/forum/showthread.php?138637-Gibson-Les-Paul-Classic-Antique-opinions

Die Tonabnehmer oder auch nur die Blechkappen sind vermutlich nachgerüstet. Ich scheue vor Eingriffen an Tonabnhemern zurück und würde sie deshalb komplett wechseln, wenn's denn sein sollte.

 

Wie auch immer, sechs meiner dreiunddreißig serienmäßigen Gibson-Humbucker haben offene Spulen, und ich lasse sie so, obwohl ich Kappen bevorzuge. Manche lassen das Auflöten von Kappen gar nicht zu, etwa wegen dreier Magnete, von denen dabei zwei überhitzt würden. Das gilt für 500T und Dirty Fingers. Letztere haben darüber hinaus zwölf Polschrauben, und dafür gibt es keine authentischen Kappen. '57 Classics gestatten das Auflöten von Kappen, aber meine Frank Zappa "Roxy" SGs bleiben, wie sie sind.

 

Bei meinen vier 1970-er Gibson-Tonabnehmern, die Bill Lawrence (als Gitarrenentwickler bei Gibson und Fender) alias Billy Lorento und Bela Lorentowski (als Musiker), bürgerlich Willi Lorenz Stich (1931-2013) aus Köln-Wahn, entwickelt hat, ist andersherum ein Entfernen der Blechkappen nicht möglich. Sie sind vergossen, und die Kappen dienen teilweise sogar als Gehäuse. Letzteres ist auch bei den Ibanez Super 80 "Flying Fingers" der Fall, die serienmäßig in meiner Artist eingebaut sind.

 

Überhaupt war Bill Lawrence nach meiner Überzeugung einer der besten Tonabnehmer-Entwickler, den die Welt je gesehen hat. Sein letzter großer Entwurf sind die inzwischen leider nicht mehr angebotenen Fender SCN (Samarium Cobalt Noiseless)-Tonabnehmer für Telecasters und Stratocasters. Zwei Sätze davon habe ich in auf SSS beziehungsweise SSS & Piezo-Brücke umgebauten Fender HSS Floyd Rose Stratocasters. Für meine Fender Nashville Power Telecasters habe ich leider keine mehr bekommen. [crying]

 

Die SCN-Tonabnehmer waren rund zehn Jahre lang Serie bei den Fender American Deluxe-Modellen, die es aber als Strats nicht mit Floyd Rose gab. Die Fertigung muss teuer gewesen sein, unter Anderem deshalb, weil für die drei Strat-SCN-Tonabnehmer drei verschiedene, an die Saitenabstände der Einbaupositionen angepasste Spulenkörper, Kappen und natürlich Wicklungsdrähte verwendet wurden. (Die Polabstände aller anderen Strat-Tonabnehmer passen nur zur Mittelposition genau.) Durch die angepassten Polabstände der SCN-Tonabnehmer bieten der Hals- und insbesondere der Stegtonabnehmer eine von Strats ungekannte Dichte und - kein Widerspruch - Klarheit. In einem Test habe ich einmal das Fazit "the pickups delivering more of everything" gelesen, und ich glaube, besser kann man es nicht ausdrücken. Der Klang ist schlicht phänomenal und über die Saiten erheblich gleichmäßiger als der der von mir in zwei weiteren umgebauten HSS-Floyd Rose-Strats verwendeten Vintage Noiseless und N3 Noiseless-Tonabnehmer. Erstere verwende ich, wenn's richtig dünn klingen soll, und letztere für dreckige Crunch-Orgien. Für alle anderen Strat-Sounds greife ich bevorzugt zu denen mit SCN-Bestückung.

 

Ich hoffe, mein mit den Tonabnehmer-Kappen begonnener Ausflug hat Dich nicht gelangweilt... [rolleyes]

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